1914-1948

100 Jahre TSV Carlsberg 1900 e.V.

1914-1919

Als Kaiser Wilhelm II. zu den Fahnen rief, folgten auch Turner aus Carlsberg diesem Ruf, um für Kaiser und Vaterland zu streiten. Die älteren Turner hielten den Turnbetrieb bis zum Kriegsende so weit als möglich aufrecht, dadurch war ein Neuanfang nach der Abdankung des Kaisers und dem Neubeginn einer Deutschen Republik 1918 gegeben. Mit einer vorläufigen Spende von 100 Mark, gezahlt an die Distriktkasse Grünstadt, wollten die Turner die in den Krieg gezogenen Kameraden unterstützen. Als Teilnehmer beim Gauturntag in Ramsen am 18.1.1914 wurde Adam Noll VI. bestimmt.

1920

Alle Bereiche des Lebens, von der Politik bis zum Sport waren mehr oder weniger direkt von den Folgen des ersten Weltkrieges geprägt. Die desolate wirtschaftliche Situation brachte auch die Vereine in finanzielle Nöte. So wurde im Protokoll vom 12.Januar 1920 eine Beitragserhöhung von 2,40 M auf 3,60 M beschlossen. Bei der nächsten Versammlung im Sommer wurde die Aufnahmegebühr zum Vereinsmitglied auf 5,00 Mark festgelegt. Ebenso hob man den Eintrittspreis für den Vereinsball von 3,00 M auf 5,00 M an. Nach Zahlung des Betrages hatte jeder Herr das Recht eine Dame mitzubringen. Für jede weitere Person musste neu bezahlt werden. Durch eine großzügige private Spende konnte endlich ein Spielball angeschafft werden. Den Turner-Zöglingen wurde Dank und Anerkennung für ihre Erfolge bei den Kreisjugendkämpfen in Grünstadt ausgesprochen (die heranwachsende Turnerjugend nannte man Zöglinge, sie wurden in separaten Übungsstunden ausgebildet). Beim Familientag führte die Turnriege Reckfreiübungen sowie Pyramiden vor. Zum Ball am Vorabend wurde die Ballanführung für 200, – Mark versteigert, die dem Ballführer das Recht auf die drei ersten Tänze sicherte.

1921

Die jährliche Neuwahl konnte wegen zu geringer Anwesenheit der Mitglieder nicht erfolgen und wurde auf den 15.1.21 vertagt. Der alte Vorstand wurde wieder gewählt. Im Dezember des gleichen Jahres beschloss man zur Errichtung des Kriegerdenkmals für die im Weltkrieg Gefallenen und Vermissten den Betrag von 500 Mark zu spenden.

1922

In der Versammlung am 10.1.1922 baten die beiden Turnwarte um Unterstützung zwecks Hebung der Turnsache. So wurde gefordert, dass die vor einem Sport- oder anderen Fest anberaumten Turnstunden unbedingt zu besuchen und die Turnübungen mitzuturnen sind. Das Fehlen bei den Übungstagen wurde mit einer Geldbuße von 20,00 Mark belegt, wobei eine Erhöhung des Strafgeldes bei zu schlechtem Besuch auf 50,00 Mark in Aussicht gestellt wurde. Man turnte beim sogenannten Schwarzen Wäldchen, heute steht der Gemeindekindergarten an dieser Stelle.

1923

Die Zeit der Geldentwertung spiegelt sich in der Versicherungsprämie für die Turngeräte deutlich wider. Für die Fahne und den Geräteschrank wurde die Summe von 400.000 Mark sowie für Barren und Pferd 200.000 Mark festgelegt. Der Jahresbeitrag belief sich auf 10.000 Mark. Zum Gauturnfest in Eisenberg am 28.1.1923 waren der 1. Vorstand und der Zöglingswart des Vereines abgeordnet. Die Einspielgelder beim einmal wöchentlich stattfindenden Kegelspiel flossen dem Turnverein zu. Erstmals wurde von einem Vereinsausschluss berichtet, bei dem ein Mitglied wegen wiederholter Beleidigung und Beschimpfung des Turnvereins aus diesem ausgeschlossen wurde. Um den Schreiber anonymer Briefe namhaft zu machen, wurde eine Belohnung von 100 Fr. gestiftet. (Ob dieser ausfindig gemacht wurde, ist nicht bekannt)

1924

Es wurde beschlossen, sich am Turnfest in Wattenheim am 2.u.3 August 1924 so zahlreich wie möglich zu beteiligen. Auch an der Gedenkfeier für die Gefallenen sollte ebenfalls recht geschlossen teilgenommen werden. Die Versammlung genehmigte den vom 1. Turnwart beantragten Vereinsausschluss eines Mitgliedes wegen Übertritt in einen Nachbarverein. Ein dreifaches GUT HEIL brachte man auf den Stifter eines Handballs aus. Beim Gauvorsitzenden wurde um die Erlaubnis gebeten, im nächsten Jahr das 25jährige Stiftungsfest des Turnvereins abzuhalten. Man plante, den Gau-Frauenturnwart zu einer der nächsten Sitzungen einzuladen, um mit ihm über die Abhaltung des Stiftungsfestes zu diskutieren. Der Kauf eines Ackers in der Steingasse (heutiges Sportplatzgelände) von Johannes Vetter zum Preis von 500 Mark wurde beschlossen und sollte als Eigentum des Turnvereins ausschließlich zu turnerischen Zwecken verwendet werden. Bereits am 1.1.1925 war hierfür ein Betrag von 300 Mark nebst 24 Mark Zinsen durch freiwillige Spenden bezahlt worden. Den Rest wollte man über eine Haussammlung einbringen, die dann 397 Mark erbrachte.

1925

Die Vereinskasse wies für das abgelaufene Jahr einen Überschuss von 40 Pfennigen aus. Der Festausschuss berief am 25.7.1925 eine Versammlung zur Vorbereitung des Stiftungsfestes ein. Das Fest als solches war genehmigt, jedoch ein Wettturnen durfte nicht abgehalten werden. Dies wiederum hält auswärtige Teilnehmer vom Festbesuch ab, war die allgemeine Meinung. Eine geheime Abstimmung unter den 32 Anwesenden erklärt das Fest im Jahre 1925 abzuhalten als gescheitert und auf das nächste Jahr verschoben. Die bereits erfolgten Festvorbereitungen wurden abgebrochen bzw. abgebaut. Der Mitbegründer des Vereins, Andreas Schlee, erging sich in „markigen, zu Gemüte gehenden Worten“ über den Werdegang des Vereins von der Gründung bis zum 25jährigen Jubiläum und wurde deshalb vom 1. Vorsitzenden ausdrücklich belobigt.

1926

In der Januarsitzung einigte man sich auf den 18. Juli 1926 als Termin für das Stiftungsfest. Zu Übungszwecken der Turner stellte Gastwirt und Mitglied Groß dem Verein seinen Saal kostenlos zur Verfügung. Den ihm vom Verein angebotene Unkostenbeitrag von 10 Mark stiftete er in die Vereinskasse. Auf Antrag von Johannes Noll III. den Beitrag für die aktiven Turner zu ermäßigen, wurde beschlossen, den Beitrag zu halbieren. „Vorausgesetzt, die Übungsstunden werden regelmäßig besucht und es wird mindestens an einem Turnfest teilgenommen.“ Ferner wurden die Pässe der Aktiven vom Verein unentgeltlich ausgegeben. Erhielt ein Turner ein Diplom als Auszeichnung, rahmte der Verein dieses gratis ein. In einem Festausschussprotokoll ist zu lesen, dass zum Stiftungsfest Frl. Gunda Noll zur Ehrendame und als Begleiterinnen Frl. Hella Weyrauch und Binchen Schlee ernannt wurden. Ferner sollte Turnwart Noll eine Damenriege ausbilden. Hierzu meldeten sich Gunda Noll, Elise Joa, Greta Haberger, Cäcilia Haberger, Johanna Joa, Hella Weyrauch, Irma Kraft, Wilhelmine Blum, Philippine Blum, Gretel Moser, Anna Moser, Binchen Schlee. Ein anderer Beschluss sah vor, die Vereinsgründer laut Protokoll vom 1. August 1900 mit einem Diplom zu ehren und per Auto am Festcorso teilnehmen zu lassen. Geehrt wurden als Mitglieder und Gründer Lukas Ritter, Heinrich Schlee I. , Jakob Anders, Wilhelm Weyrauch, Christian Moser, Andreas Ritter, Philipp Schmitt, Adam Noll VI. , Friedrich Schwarz, Heinrich Noll IV. , Ludwig Schlee, Jakob Emmert, Johannes Molter, Andreas Schlee, Heinrich Schmitt II. , Johannes Weyrauch. Zu Ehrenmitgliedern ernannte man außerdem Heinrich Schmitt I. , Adam Noll II. , Andreas Burckhardt, Franz Burckhardt sen. Zum Festball waren nur Mitglieder und auswärtige Turner, die an den Wettkämpfen teilgenommen hatten, zugelassen. Die Gemeindeverwaltung wurde gebeten, den Verbandskasten der Feuerwehr leihweise zu überlassen. Am 23.7.1926 stellte die Versammlung fest: „das Stiftungsfest schließt mit Defizit ab und die Beteiligung der umliegenden Gemeinden war gering.“

1927

Unter dem Datum vom 19.7.1927 wird festgestellt, dass am Waldlauf in Hertlingshausen die Teilnehmer aus Carlsberg recht zufriedenstellend abschnitten und Vereins- sowie Mannschaftspreise erzielten. Beim Gauturnfest in Grünstadt wurden zwei zwölfte und ein dreizehnter Platz erreicht. Die Teilnahme am 50jährigen Gründungsfest des Handelsvereins sowie am 20jährigen Stiftungsfest des Radfahrvereins, mit turnerischen Darbietungen, wurde beschlossen. Ehrenmitglied im Verein sollte werden, wer 60 Jahre als ist und 20 Jahre ununterbrochen dem Verein angehört hat. Auf Antrag des 1. Turnwartes kaufte der Verein einen Fußball. Nur Mitglieder, die auch an den Turnstunden teilnahmen, durften damit spielen. Dem Antrag auf Reparatur des über 20 Jahre alten Barrens gab man statt. Ein Neukauf wäre für den Verein zu teuer.

1928

Der Frühjahrswaldlauf des Gaues brachte einen fünften Platz für die Strecke von 4200 m, für 2200 m den achtzehnten, den sechsund-zwanzigsten und den dreißigsten Rang. Die erfolgreiche Teilnahme war sehr belobigt worden. Beim Battenberger Herbstwaldlauf erreichten Richard Vetter bzw. Eugen Fischer einen ersten und einen sechsten Preis. Die Teilnehmer gingen auch hier zu Fuß oder fuhren mit dem Fahrrad. Die Neuwahlen wurden ab sofort auf alle zwei Jahre festgesetzt. Nach dem Verkauf des Turnplatzes in der Steingasse (Bergstraße) an den Bezirk Frankenthal erhob der ehemalige Besitzer Vetter Forderungen wegen seines Nutznießungsrechts. Nach eingehender Debatte einigte man sich auf Zahlung eines Betrags von 170 Reichsmark nach Erhalt des Verkaufserlöses vom Bezirksamt.

1929

Die Verschönerung der Straßenseite des Turnplatzes erfolgte durch Abtragen des Grundes und Verlegen von Randsteinen. Auch in diesem Jahr brachten die Turner und Turnerinnen beachtliche Erfolge nach Hause. Da jedoch der Turnbetrieb schlecht besucht wurde, erging an die Herren Lehrer die Aufforderung, sich „etwas mehr für die Zöglingsturnerei zu interessieren!“

1930

Mit Datum vom 1.8.1930 richtete der Verein an das Bürgermeisteramt ein Gesuch, dem Turnverein für Benutzung durch die Feuerwehr und Schulen einen Jahressatz von 30 Mark zu gewähren. Im Verweigerungsfalle bliebe für alle Zukunft die Betretung des Platzes verboten. Die Wiederholung des Antrags verlangte dann nur noch den Betrag von 10 Mark.

1931

Hier wurde auf große turnerische Leistungen hingewiesen, die auch für neue Turner und Zöglinge Ansporn sein sollten. Auf den verschiedenen Turnfesten innerhalb des Gaues erzielten die aktiven Turner elf erste und zweite Preise, sowie einen Vereinspreis. Die neu gegründete Jugendgruppe zeigte erste Erfolge beim Abturnen im Sommer des Jahres. Der dringend benötigte neue Geräteschuppen sollte auf dem Turnplatz erbaut werden. Der alte war teilweise abgebrannt und die Reste bereits seit längerem abgebaut worden. Die Geräte hatte man im Saal untergebracht. Bei der Bezirkssparkasse wurde ein Konto mit dem Betrag von 150 Reichsmark eröffnet. Die Gemeinde genehmigte den Betrag von 10,00 Reichsmark für die Benutzung des Turnplatzes durch die Feuerwehr. Die Aufnahmegebühr in den Verein ermäßigte sich von 2,00 Reichsmark auf 1,00 Reichsmark und der Jahresbeitrag von bisher 4,00 Reichsmark auf Reichsmark 3,00. In der Hoffnung, neue Mitglieder zu bekommen, wurden aktive Turner für ein Jahr beitragsfrei gestellt. In einem Protokoll ist festgehalten:

„Auf vielseitigen Wunsch wird den Herren Turnwarten, Heinrich Gress und Erich Albert angeraten, im Laufe des Jahres mit einem Familienabend an die Öffentlichkeit zu treten, um den Namen des Turnvereins nicht in Vergessenheit geraten zu lassen“.

1932

In diesem Jahr beteiligte man sich bei den Sportfesten in Mühlheim und Hertlingshausen und bei der Turnhallenweihe in Wattenheim. Beim Gauturnfest in Mühlheim errang der Verein einen dritten Vereinspreis für die 4 x 100 m Staffel, die gegen stärkste Konkurrenz gelaufen war. Turner Erich Albert erzielte einen dritten und siebten Preis. Turner Vetter war mit dem sechsten Platz bei den Kreiswaldläufen in Wattenheim erfolgreich. Vorbereitungen für das im Jahr 1933 stattfindende Deutsche Turnfest in Stuttgart wurden getroffen.

1933

Im Protokoll der Versammlung vom 30. Januar 1933 steht zu lesen, dass die Neuwahlen wegen mangelnder Anwesenheit der Mitglieder auf das kommende Jahr verschoben wurden. Turnwart Gress erhielt für seine Teilnahme am Turnfest in Stuttgart 20 Mark aus der Vereinskasse. Die Tradition des Theaterspiels behielt man bei und im Sommer führte die Theatergruppe auf vielseitigen Wunsch das Weiße Rössel auf. Das Jahr 1933 brachte einen großen Einschnitt in das Turnerleben. Nach der Machtergreifung durch die NSDAP und Hitler galten in der Deutschen Turnerschaft nun andere Maßstäbe. Kurz nach dem Regierungswechsel forderte der Vorstand der Deutschen Turnerschaft alle dem Verband angehörenden Vereine auf, jetzt mit aller Kraft der nationalen Erhebung des deutschen Volkes und ihres Führers zur Verfügung zu stehen. Das Wehrturnen wurde eingeführt, Marxisten aus den Vereinsvorständen verbannt, Juden ausgeschlossen. Neue Regelungen zur praktischen Durchführung des Führergedankens in der Deutschen Turnerschaft wurden bekannt gegeben. Danach mussten alle Vereine dem Bezirksbevollmächtigten melden, wen sie zum Vereinsführer wählen und wann die bis Ende Mai als nationale Kundgebung durchzuführende Vereinsvollversammlung stattfinden wird. Durch die „Gleichschaltung“ aller Vereine waren alle seitherigen Vorstandsmitglieder ihres Amtes enthoben. Neu war nun, dass die Turner nicht mehr ihren Vorstand wählen konnten. Der Führer ernannte die einzelnen Personen mit den neuen Bezeichnungen: stellvertretender Führer und Dietwart, Oberturn- und Wehrturnwart, Kassen- und Werbewart, Geschäftsführer und Schriftwart, Schatzmeister, Zeugmeister. Der Oberturnwart hatte einen Abteilungsleiter zu ernennen. Als Führer eines Vereins in der Deutschen Turnerschaft kamen nur Turner in Betracht, die folgende Merkmale aufwiesen:

  • dass sie ein lebendiges Verhältnis zum Turnen haben,
  • nationalsozialistisch denken und handeln,
  • sich durchsetzen können, wenn nötig, ohne jede Rücksicht.

Hierzu war eine Mitgliedschaft in der Partei nicht Voraussetzung, aber erwünscht. Mit diesen Vorgaben beschäftigte sich die Generalversammlung am 14. Juli 1933. Man wählte Johannes Weyrauch zum neuen Vereinsführer, der die Versammlung mit dem Hinweis schloss, stärker als je zusammenzuhalten, „im Sinne der Deutschen Turnsache“. Zum Schluss der Versammlungen war nun nicht mehr das bisher übliche Turnerlied zu singen, sondern das Deutschlandlied. Die neuen Zeiten waren auch im Schulturnen zu spüren. Zusätzliche Übungsstunden in Wehrertüchtigung mussten nun gehalten werden. Das letzte Theaterstück wurde auf den 7. Januar 1934 festgelegt und wiederum Felix Burkhardt zum Spielleiter bestimmt. In der Folgezeit sorgten einige ältere Vereinsmitglieder und hauptsächlich Heinrich Gress und dessen Frau Barbara für das Fortbestehen des Turn- und Sportvereines. Frau Gress brachte den Verein unbeirrt durch die Kriegswirren und die Nachkriegszeit. Sie erhob von den übrigen Mitgliedern die Beiträge und führte die notwendigen Abgaben ab.

1934–1948

Für diesen Zeitraum liegen keine Aufzeichnungen vor.

Bilder


Turnfest 1925
Turnriege und Zöglinge beim Stiftungsfest 1925; Die Aufnahme entstand am Schulhofrand, am „Schwarzen Wäldchen“


Turnfest in Carlsberg, Juli 1927